Erfolgreiche Europameisterschaft in Mailand – 1x Silber und 2x Bronze

Ein Erfahrungsbericht von Pascal Bürki (Wettkämpfer Black Dragon Team)

Vorbereitung

Vom 13. – 15. Oktober 2017 wurde in Mailand (Italien) die Thaibox Europameisterschaften (Muay Boran & Muay Thai Pro Am) ausgetragen. Aus über acht Nationen, darunter Zypern, Griechenland, Spanien oder Russland sind ambitionierte Teams angereist um untereinander in den unterschiedlichen Gewichtsklassen den Europameistertitel der Verbände WMBF/WMO zu ermitteln. Mit dabei waren auch vier junge Black Dragon Kämpfer aus Thun: Simon, Tino, Lukas, Pascal.

Eine Wettkampfvorbereitung ist immer sehr anspruchsvoll und die Wettkämpfer werden an und des Öfteren über ihre eigenen Grenzen getrieben. Für die EM wurden nicht wie gewöhnlich drei, sondern vier Wochen Vorbereitungszeit angesetzt um die Wettkämpfer auch konditionell optimal vorzubereiten. Dieses Ziel wurde mit viel Arbeit und Disziplin des ganzen Teams erreicht, wofür folgende Zahlen sprechen (Individuelles Lauf-, Schwitz- oder Techniktraining nicht miteinberechnet):

  • Anzahl Vorbereitungstage: 26 Tage
  • Anzahl Pflicht-Trainingseinheiten: 15 Tage
  • Anzahl Optionale- Trainingseinheiten: 8 Tage
  • Stunden (h) Pflichttraining: 45h
  • Anzahl Pflichtgelaufene Warm-up Kilometer (Minimum): 96km

Donnerstag, 12.10.2017

Die Vorbereitungszeit war vorbei und somit machte sich das Wettkampf Team um die Coaches Eak & Martina mit dem Auto auf die Reise nach Milano. Die Hinfahrt war durch verschiedene kleine Unvorhersehbarkeiten geprägt. Es konnte dennoch vor Mitternacht im Hotel eingecheckt werden, was allen die Möglichkeit gab, falls angebracht etwas zu essen und frühzeitig zu schlafen, war der nächste Tag doch schon verplant. Die Hotelzimmer wurden jeweils zu zweit bezogen und waren mit Dusche, Klimaanlage und TV ausgestattet, alles was wir brauchten. Ebenfalls in diesem Hotel wurde eine Hälfte der Wettkampfteams untergebracht. Die zweite Hälfte logierte in einem Hotel, welches fünf Gehminuten entfernt war, wo auch die Kämpferanmeldung sowie die Gewichtskontrolle in den darauffolgenden Tagen stattfand.

Freitag, 13.10.2017

Nach ca. 5-6h Schlafzeit trafen sich um 07:30 Martina und die Wettkämpfer zum Frühstück um anschliessend die Anmeldung der Wettkämpfer zu erledigen. Schlafzeit, da die Wettkämpfer nicht alle gleich gut geschlafen haben. Es war doch eine gewisse Nervosität zu spüren, mehr machte sich aber der Gewichtsverlust der letzten Tage bemerkbar, welcher es einigen Wettkämpfern erschwerte ein-/durchzuschlafen. Dementsprechend bestand abgesehen von Simon auch das Frühstück auch nur aus einem Apfel und einem Glas Fruchtsaft. In der Zwischenzeit konnte sich Eak auf das anstehende Morgentraining vorbereiten. Dieses differenzierte sich individuell durch die Faktoren des Gewichtverlustes (Schwitzanzug) und Dauer der Übungen (Laufen, Seilspringen, Schattenboxen). Nach 1.5h waren alle Wettkämpfer fertig und das Team traf sich zum Mittagessen, welches etwas sehr schönes an sich hatte: nicht weniger als sech Gym Mitglieder haben den Weg nach Milano auf sich genommen um die Kämpfer zu unterstützen, sechs weitere sollten noch Folgen! Den Nachmittag konnte selber gestaltet werden, die Wettkämpfer waren jedoch vor allem im Hotelzimmer und versuchten etwas zu Schlafen. Martina und Thomas besuchten in dieser Zeit den Angebotenen Ringrichterkurs, für welche sie auch zertifiziert wurden. Um 17:00Uhr trafen sich die Wettkämpfer wiederum mit Cheftrainer Eak zum zweiten Training des Tages um nochmals am Gewicht zu arbeiten. Simon und Tino waren dabei bereits sehr gut unterwegs, während Pascal und Lukas noch etwas mehr Arbeit reinstecken mussten. Dies zeigte sich auch beim Abendessen, wo Simon normal essen konnte, während die anderen drei Wettkämpfer mit einer kleinen Suppe vorliebnehmen mussten. Die Wettkämpfer zogen sich gegen 22:00 Uhr zurück in die Hotelzimmer, wo sie sich vor dem Schlafen nochmals auf die mittransportierte Wage stellten und sich gegenseitig über Ihre Gefühlslage ausgetauscht haben und sich gegenseitig Zuspruch gegeben haben.

 

Samstag, 14.10.2017

Während des Morgentrainings am Freitag war Martina noch bei der Auslosung der Gewichtsklassen anwesend. Die Auslosung sollte nach der Gewichtskontrolle aller Kämpfer dann auch definitiv sein. So machten sich die Wettkämpfer mit Eak um 05:45Uhr los, um möglichst beim Start von 06:00Uhr vor Ort zu sein um falls nötig bis 08:00Uhr noch das Gewicht anpassen zu können. Drei der vier kämpfen hatten ihr Ziel erreicht. Pascal konnte das angestrebte Gewicht von 57kg leider nicht erreichen. Eine Woche zuvor kämpfte Pascal noch in der Westschweiz auf 60kg und hatte bereits dort hatte einen Gewichtsverlust durchlebt, welcher sein Körper nicht wie erhofft ein zweites Mal verarbeiten konnte und musste sich deshalb als Kämpfer zurückziehen. Die verbliebenen drei Kämpfer konnten sich in folgenden Gewichtsklassen einteilen lassen:

  • Simon: 75g
  • Lukas: 67kg
  • Tino: 60kg

Selten haben sich wohl alle vier Wettkämpfer so sehr auf etwas zu essen gefreut wie an diesem Morgen. Deshalb waren anschliessen auch gleich alle beim Frühstück anwesend, wo es darum ging, den Energiespeicher aufzufüllen und den Flüssigkeitsverlust wettzumachen. Der Zeitpunkt war dann gekommen: um 10:00 trafen sich alle Teams aller Nationen vor unserem Hotel um mit dem Organisierten Reisebus den Weg zum Stadion zurückzulegen. Nach 30’ Fahrzeit angekommen, machten sich die Wettkämpfer zum obligatorischen Medizincheck auf während die Zuschauer es sich auf den Tribünen gemütlich machten. Es folgte ein Einlauf aller Wettkämpfer und Coaches in den Ring, wo auch noch die italienische Nationalhymne gesungen wurde. Dann wurde es ernst: In Simons Gewichtsklasse waren fünf Wettkämpfer eingeteilt, was zu Folge hatte, dass das Los zwei Wettkämpfer bei der Ziehung zu einem ¼-Final ausloste und der Gewinner am selben Tag nochmals kämpfen musste. Simon zog dieses Unglückslos und traf als einer der ersten Kämpfe des Turniers auf einen Kämpfer aus Spanien. Eak und Martina sowie Thomas und Pascal, der als Coach/Helfer umdisponierte begannen die Wettkämpfer vorzubereiten (Massage, Bandagieren, Pratzen). Auf Grund des engen Zeitfensters musste Tino dann bspw. auch den ersten Kampf von Simon in der eigen gehaltenen «Schweizer Garderobe» verbringen. Er sollte Simon aber noch mind. ein weiteres Mal kämpfen sehen, schickte er den Spanier nämlich in der zweiten Runde mit einer Kniekombination in den Bauch und Kopf auf die Bretter und er gewann seinen Kampf durch K.O. Freude und Bedauern bei Simon waren gleichermassen vorhanden. So sucht dieser Sport doch einerseits die Kampfunfähigkeit des Gegners, andererseits wünscht man niemandem eine bleibende Verletzung (sein Gegner kam am selben Wochenende wieder zu Kräften). Der Fokus musste sich sogleich wieder verschieben, denn nur ein paar Kämpfe später war es Tino, der in den Ring stieg. Tino war in einer vierer Gruppe mit drei weiteren Kämpfern und bekam es in seinem ½-Finale ebenfalls mit einem Kämpfer aus Spanien zu tun. Tino verlor seinen Kampf nach einer starken Leistung nach Punkten. Nur zwei Kämpfe später war es dann Lukas, der seinen ½-Final gegen einen Kämpfer aus Italien bestritt. Auch bei Lukas hat sehr wenig gefehlt und verlor ebenfalls nach Punkten. Tino und Lukas haben eine sehr starke Leistung gezeigt und mit Ihren Gegnern mitgehalten, was nicht unbedingt selbstverständlich ist, wenn man sich die Anzahl der Kämpfe bis dahin anschaut und vergleicht: Tino;3 / Gegner;17 und Lukas;4 / Gegner;30+. Dementsprechend überrascht waren auch die gegnerischen Teams. Verlieben war somit noch Simon, der es für die Schweiz in seinem zweiten Kampf des Tages richten sollte um in den am Sonntag stattfindenden Final einzuziehen. Sein Gegner stammte aus Griechenland. Simon zeigte wiederum eine starke Leistung und konnte seinen ½-Final unverletzt nach Punkten gewinnen. Kaum eine Verschnaufpause später, mussten alle Teams bereits wieder mit dem Reisebus in ihre Hotels gebracht werden. Um 19:00Uhr traf sich das Wettkampfteam sowie alle mitgereisten Freunde für ein gemeinsames Abendessen, an welchem alle endlich wieder vernünftig essen konnten. Der Abend klang dann Unterschiedlich aus. Während die mitgereisten Freunde Milanos Nachtleben genossen, war auch die Zeit für die ausgeschiedenen Wettkämpfer gekommen, wo etwas Ruhe einkehrte und die restlichen vier Wochen durchdacht wurden. Sicherlich nicht ein einfacher Moment, auch nicht für die Coaches und Freunde, die in solchen Momenten mitleiden. Eine Freude war dennoch zu spüren: Simon kämpft am Sonntag um den Europameistertitel!

Sonntag, 15.10.2017

Wie am Samstag mussten sich die Kämpfer, welche sich für die Finals qualifiziert hatten, zwischen 06:00Uhr bis 08:00 der Gewichtskontrolle unterziehen. Tino begleitete Simon früh am Morgen dabei und wurde Zeuge, dass Simon 100g zu schwer war. Nach 15’ Schattenboxen stimmte sein Gewicht aber wieder und er konnte sich am Frühstücksbuffet reichlich stärken. Während Tino und Thomas Simon mit dem Reisebus zum Medizinischen Check begleiteten, war das restliche Wettkampfteam beschäftigt aus dem Hotel auszuchecken um mit den privaten Fahrzeugen zum Stadion zu fahren. Bei Simon verlief alles gut, bei den restlichen Personen ebenfalls und so waren alle um 12:00 Uhr im Stadion. Da der Kampf von Simon erst gegen Ende des Tages angesetzt war, konnten alle noch einmal in Genuss kommen, attraktive Kämpfe zu sehen. Gegen 15:30 Uhr machte sich dann Eak und Simon auf den Weg in die Umkleidekabine zur Vorbereitung. Sein Finalgegner war ein aus Zypern stammender Profikämpfer mit einer Kampferfahrung von über 30 Kämpfen. Im Halbfinale hatte er sein Gegner in der ersten Runde noch ausgeknockt und es wussten wohl alle, dass die Aufgabe für Simon sehr schwer werden würde. Nichts desto trotz stellte sich Simon mental hervorragend ein und scheute nicht davor zurück zu zeigen, was er drauf hat und zeigte einen sehr starken Kampf. Die Erfahrung des Gegners machte sich aber über die gesamte Dauer des Kampfes bemerkbar und er gewann den Kampf gegen Simon am Ende verdient nach Punkten. Es folgte noch die Siegerehrung in Simons Gewichtsklasse (die Parallel während den ganzen Sonntag liefen) wonach das Abenteuer Milano ein Ende fand. Individuell mit dem Zug oder Auto machte sich die Schweizergarde ab 17:00Uhr auf die Heimreise.

 

Rückblick

Die letzten vier Wochen generierten eine unglaubliche Ansammlung an Gefühlszuständen. Das überwiegende Gefühl ist jedoch ganz klar der Stolz. Stolz auf die Wettkämpfer was sie alle geleistet haben. Stolz auf die Coaches welche alles getan haben um die Wettkämpfer vorzubereiten und zu unterstützen. Stolz auf die Mitglieder des Black Dragon Gym Thun welche das Wettkampfteam vor Ort oder noch in Thun unterstützt haben. Stolz zu sein, in diesem Sport aktiv zu sein und ein Teil von etwas zu sein, das zusammen grösser ist als die Summe seiner Teile. Merci & wir kommen wieder. P.s: Vielen Dank Ändu Zbinden für die tollen Fotos!

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